Dienstag, 1. Oktober 2013

Meine schöne Arbeit!

Inzwischen habe ich ja jetzt auch schon einige Zeit in meinem Projekt verbracht. Gestern hat meine 3. Arbeitswoche angefangen (eigentlich ja 4. aber eine davon habe ich ja krank zu Hause verbracht :/ ) und ich muss sooft feststellen, wie glücklich ich mich doch mit dem Projekt schätzen kann!

Wie ich glaub ich schon am Anfang geschrieben habe, habe ich einen Stundenplan bekommen, nach dem ich immer anderen Gruppen zugeteilt bin. D.h. ich arbeite mit ganz unterschiedlichen Altersgruppen (wenige Monate alt- 21 Jahre), die auch ganz unterschiedlich ausgeprägte Behinderungen haben. So gibt es viele, die z.B. geistig nur leicht behindert sind und eigentlich sehr viel selbstständig machen können, manchen sieht man die Behinderung auch fast gar nicht an. Andererseits gibt es auch ganze Gruppen, in denen alle im Rollstuhl sitzen, und ein paar vereinzelte auch über eine Kanüle gefüttert werden, bzw. mit einer Sauerstoffflasche beatmet werden müssen. 

Der Tag beginnt eigentlich in jeder Gruppe gleich. Es wird immer mit den (Klein-)kindern/ Jugendlichen besprochen, welcher Tag heute ist, wie das Wetter ist und auch welche der 'Schüler' denn anwesend sind. Das wird immer anschaulich an die Wand gepinnt. Oft wird auch noch der Tagesablauf durchgegangen und meistens wird noch mit viel Begeisterung gesungen. Die 'Schüler' bekommen immer Frühstück und Mittagessen bzw., die, die erst ab Mittag kommen noch eine Nachmittagsmahlzeit. Das Essen nimmt dann schon einen großen Teil der Zeit in Anspruch, aber ein Lob au die Küche, es ist echt lecker!! Jenni und ich essen auch immer dort und einmal gab es am morgen eine Honigsemmel mit Erdbeermilch und ein anderes mal sogar Joghurt mit Früchten!!! Wie ich das gefeiert habe! ;) Sonst natürlich viel Reis und Bohnen..(:

Zwischen den Mahlzeiten wird der Tag immer unterschiedlich gestaltet. Natürlich wird viel gemalt oder gespielt, aber oft ist auch das auf einen Lernaspekt ausgerichtet. So lernen die Kinder die Namen der Kleidung, indem sie sie ausmalen, die Älteren die Zahlen, indem sie jeweils die entsprechende Anzahl Aufkleber dazu suchen, ... In verschiedensten Spielen werden dann z.B. das Zuordnen von Farben oder die Feinfühligkeit durch Knoten von einer Schnur oder Befestigung von Wäscheklammern geübt. oder in Vorstellrunden die Namen der Eltern und die eigenen Hobbys, Wohnort etc. geübt. 
Um die oft verkrampften Muskeln anzuregen, werden auch oft Massagen gemacht; eine extra Physiotherapeutin macht dann z.B. Gehübungen und die beiden Sprachtherapeuten bemühen sich, den Schülern das Sprechen beizubringen, oder ihre Aussprache zu verbessern. Heute war ich z.B. auch mit einer der Sprachtherapeuten unterwegs. Das war echt wahnsinnig interessant. Neben Sprachtraining, wie dem sauberen S, machen sie auch Gesichtsmassagen, um die dortigen Muskeln anzuregen und aufzubauen. Ein Musiklehrer kommt auch öfter in manche Klassen und regt die Kinder zum Singen oder Trommeln etc. an.
Weiter gibt es eine Sportlehrerin, Sylvia, mit der ich ziemlich viel unterwegs bin. Sie ist auch immer mit ein paar vereinzelten Schülern unterwegs. Gerade macht sie die nächsten 3 Monate Gymnastikübungen mit einem Ball und Matten. Zu einer anderen Zeit werden wir dann z.B. Schwimmen gehen. Das darf ich auch jeden Mittwochnachmittag mit einer Gruppe von 6-7-Jährigen. Dort kommen immer die Mütter, die dann mit uns und ihren Kindern zusammen Schwimmübungen machen.

Apropo Eltern: Es gibt eine Gruppe, die derjenigen, die im Rollstuhl sitzen, wo die Mütter immer ganz dabei sind. Ansonnsten warten auf dem Schulgelände tagtäglich etliche Mütter, die wohl einen weiten Weg zur Schule haben, auf ihre Kinder, bis sie aus haben. Es ist echt schön zu sehen, wieviel Liebe die Kinder von ihnen bekommen! Andererseit gibt es natürlich auch leider Kinder, die von ihren Eltern nicht gewollt wurden. Von 160 Schülern sind das etwa 15 Schüler!! All diese leben im Nachbarort in einem Heim, werden von dort immer mit dem Bus zur Schule gefahren. Die so notwendige Liebe bekommen sie zumindest auch viel in der Schule! Selbst, wenn man nur kurz einen Raum betritt, bekommen die Schüler erst einmal einen Kuss auf die Wange gedrückt und die Liebkosung 'mi amor' fehlt fast an keinem Kommentar! 

Ein Erlebnis der letzten Woche will ich auch noch unbedingt erzählen! 
Ich war in einer Gruppe von etwa 15-Jährigen, nachdem wir ein Spiel mit Schuhbändeln gemacht haben, hieß es, dass die Schüler noch ein bisschen mit den Bändern zur Musik tanzen sollen. Dann fängt ein Mädchen plötzlich an und gibt uns Anweisungen,  wie wir zu Tanzen haben! Welches Bein vorne ist, wann welcher Arm etc! Wir waren so erstaunt, die Lehrerin hat sich vor Lachen am Anfang fast nicht mehr gekriegt, aber es war richtig gut! Irgendwann hat sie dann auch noch angefangen, auf Englisch die Figurabläufe zu zählen! Und aus ihrem Tanz ist ein Tanz für Gott geworden; ich hab leider nicht alles verstanden, aber es ging um Weihnachten, eine schwangere Frau und, dass "Jesus, 'el senor' der König ist". Außerdem haben wir mit den Händen immer angedeutet, als würden wir ihm Gaben darreichen. Que carga!
Sportunterricht wär auch fast nicht mehr nötig. Denn der nächste Schritt war dann, im Liegestütz auszuhalten und Dehnübungen zu machen!! ;)

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